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ZDF: Märchenstunde jetzt Mittwoch, 18.00 Uhr
Von Benedikt Krainz | 21.Oktober 2010
Man kennt das ja: Kaum fährt man ein Stück über die Autobahn, schon befindet man sich mitten in einer wilden Verfolgungsjagd zwischen motorisierten Gesetzeshütern und –brechern. Da fliegen dann schon mal Autos durch und anschließend, natürlich nicht ohne gigantischen Feuerball, in die Luft.
Naja, ganz so ist es im richtigen Leben natürlich nicht, aber wenn die Produktionsfirma von „Alarm für Cobra 11“ ihr Budget lieber in übertriebene Pyrotechnik und hanebüchene Stuntszenen investiert, dann bleibt für gute Autoren eben kaum noch was übrig.
Da sollte man doch meinen, dass im Gegenzug die ohne derart lächerlich übertriebene Massenverschrottungsszenen auskommenden öffentlich-rechtlichen Krimiserien mehr auf Qualität setzen und sich eher an der Wirklichkeit orientieren.
Leider weit gefehlt: Wie „SOKO: Wismar“ beweist, hat man beim ZDF die Märchenstunde ins Vorabendprogramm verlegt.
In der Folge „Schusslinie“ liefern sich „Sportschütze“ und „Bulle“ einen kleinen Schießwettkampf. Soweit, so gut. Oder schlecht:
Leider hat niemand Autor oder Regisseur darauf hingewiesen, dass es Sportschützen in Deutschland streng verboten ist, auf die in der Episode gezeigten Mannscheiben zu schießen. Der Filmpolizist würde also sehenden Auges zulassen, dass ein „Sportschütze“ einen eklatanten Verstoß gegen das Waffengesetz begeht bzw. sogar aktiv mitmachen.
http://www.gesetze-im-internet.de/waffg_2002/__15a.html
§ 15a Sportordnungen
(1) Sportliches Schießen liegt dann vor, wenn nach festen Regeln einer genehmigten Sportordnung geschossen wird. Schießübungen des kampfmäßigen Schießens, insbesondere die Verwendung von Zielen oder Scheiben, die Menschen darstellen oder symbolisieren, sind im Schießsport nicht zulässig
Echte Polizisten dürften über derartige Patzer in deutschen Krimiserien ob ihres Berufsalltags ohnehin nur müde lächeln, echte Sportschützen können über die bestenfalls klischeehaft dargestellten, im vorliegenden Fall schlichtweg frei erfundenen Usancen im Schießsport nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.
Aber wie es bei Märchen nicht unüblich ist, will der Märchenerzähler dem Märchenkonsumenten noch eine Botschaft mit auf den Weg geben. Im vorliegenden (Kriminal-) Fall soll diese wohl lauten:
Böse Sportmordschützen schießen der Scheibe dahin, wo es besonders tödlich ist,
der Polizist von Welt platziert seine Treffer alle politisch-korrekt ins rechte Bein bzw. Knie des Pappkameraden –
schließlich ist der Polizist ja nicht „zum Töten ausgebildet worden“, wie der Filmkommissar betont.
Im Gegensatz zu deutschen Sportschützen, vermutlich…
Nun will ich nicht dem Regisseur bzw. dem Autor unterstellen, bewusst ein falsches Bild von den Zuständen auf deutschen Sportschützen-Schießständen zeichnen oder gar dem momentan angesagten Volksentwaffnungshype durch gezielte Diffamierung der Schützen Vorschub leisten zu wollen.
Vielmehr war das wohl der klägliche Versuch, den SOKO-Figuren, zumindest den „Guten“, mittels dieser konstruierten Schießstand-Szene etwas mehr Profil bzw. Tiefe zu verpassen und aus ihrer Zweidimensionalität etwas herauszuholen. Der ist, auch wenn der Protagonist im Filmchen eine saubere Treffergruppe platziert hat, trotzdem gründlich daneben gegangen. Mittels im Schießsport üblicher Zehner-Ringscheibe ging das nun mal nicht, da kann man nur entweder ins Schwarze treffen oder eben nicht. Spezielle Trefferzonen für sowohl moralisch als auch bezüglich ihrer Schießkünste überlegenen Filmpolizisten gibts da keine. Da bleibt dann eben nur die „Mannscheibe“, auch wenn die in der Episode gezeigten „Mannscheiben“ eher der Fantasie des Requisiteurs entsprungen sein dürften. Wie „richtige“ Mannscheiben aussehen, kann man sich z. B. hier angucken.
Auf so unbedeutende Details wie „Einschusslöcher“, die eher aussehen, als hätte man die Scheibe aus kurzer Entfernung mit den Haargummis der Regieassistentin beschossen, sei nur der Vollständigkeit halber hingewiesen, mit der Wirklichkeit hat dies genau so viel zu tun, wie die restliche Darstellung eines zivilen Schießtrainings.
Also lieber auf die Autobahn, umherfliegende, explodierende Autos á la RTL sind da wesentlich näher an der Wirklichkeit, als „SOKO: Wismar“-mäßiges „Sportschießen“ beim ZDF.
Topics: Medien, Waffenrecht | 2 Kommentare »
4.Februar 2012 at 15:06
Hallo ,
…der Luckylohn ( also ich ) ist selbst Sportschütze und hat diesen Beitrag mit “ angewidertem Interesse “ gelesen. Angewidert , weil …ich`s echt nicht mehr hören kann. Ich habe gerade vor Tagen einen “ E-Petition “ im deutschen Bundestag mitgezeichnet ( läuft noch bis 07.02. ) die weitere “ Waffenrechtsverschärfungen “ zum Thema hat .
Sagt mal ; die kapieren es einfach nicht , oder ?!!
Die grünen Gutmenschen , “ die Özdemirs “ dieser Nation !
Und nun diese Fernsehserie vom ZDF , SOKO WISMAR Sendungsname “ SCHUSSLINIE “ …..voll aus dem Leben gegriffen “ – *** man (!)*** es strotzt nur so von inhaltlichen Fehlern , Unwahrheiten über den Schützensport und uns,
Sportschützen.
Ich habe dem ZDF darauf hin einen hübschen
“ netten Brief “ geschrieben , und der geht so :
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An die Redaktion von SOKO Wismar, Ausstrahlung – “ Schusslinie “
….wenn sie sich schon “ die Mühe “ machen uns Sportschützen durch einen Beitrag
in ihrer Sendung “ Soko Wismar “ wieder einmal in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses zu ziehen, dann sollten sie – bitte – demnächst erstens – sich neutral verhalten , und nicht wie in dieser Sendung “ Schusslinie „geschehen – durch völlig falsche Darstellung des Schützensports
( …..denn so wie gezeigt schießt in Deutschland kein Sportschütze !!)
falsche Tatsachen verbreiten , die geeignet sind unseren Sport weiter zu
verunglimpfen ! War das eigentlich Absicht ?
Fahrlässigkeit , schlicht Dummheit ?!
Würden sie sich , zweitens vielleicht demnächst – vor – einer Sendung über uns Schützen mal die Mühe machen ein größeres Schießsportzentrum aufzusuchen , damit das – was sie dann senden – auch Hand und Fuss hat ?!! Wie wäre das ?! Es gibt viele , sehr viele nette Leute bei uns Sportschützen , ich bin ganz sicher man wird sie nett empfangen und ihnen die notwendigen Dinge – richtig – erklären .
Schließlich wollen sie zwar – mit Recht – unterhaltsam sein , auch gerne spannend , aber sie wollen doch nicht “ das gemeine Volk verdummen “ ?!? Genau das passiert
aber wenn sie derart undifferenziert wie in “ Schusslinie “ geschehen über den Schiesssport in Deutschland berichten , dem ca. 3 Millionen Mitglieder angehören.
Denken sie mal drüber nach , wir haben es echt nicht verdient das weiter wie bislang geschehen über uns in abfälliger Weise berichtet wird.
Bernd Lohn
Sportschütze der Arnsberger Bürgerschützen
Gesellschaft e.V , Abteilung Schießsportgruppe
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In dem Sinne ,
ich jedenfalls lasse mir den Spas am
sportlichen Schießen nicht (!) verderben.
LUCKYLOHN
4.Februar 2012 at 19:45
Du hast aber schon mitgekriegt, dass der Beitrag fast anderthalb Jahre alt ist? 😉