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Brief an Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD)

Von Benedikt Krainz | 28.Februar 2008

Heute hat mir ein Freund seinen Brief an Dr. Wiefelspütz von der SPD zukommen lassen. So etwas veröffentlichen wir hier doch gerne:

An Herrn
Dr. Dieter Wiefelspütz, SPD MdB
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin

Ihre Veröffentlichungen unter „Abgeordnetenwatch.de“ zum Thema „Inneres und Justiz“ bzw. „Waffenrecht“

Sehr geehrter Herr Dr. Wiefelspütz,

das ist ja ein lustiges Treiben auf Ihrer Seite! Erstaunlich was dort alles zu lesen steht, nicht zuletzt Ihre bissigen Antworten habe teilweise mit einiger Heiterkeit gelesen.

Leider sind die Antworten auf 2000 Zeichen begrenzt – na ja, da hab ich gedacht, vielleicht freuen Sie sich ja auch, wenn ich Ihnen per Briefpost schreibe.

Ein bisschen bin ich schon enttäuscht, dass ein Politiker, der das Volk eines Landes vertritt, das im Wappen ein Pferd führt, nicht weiß, wozu ein Reiter ein Messer braucht: Es ist ganz einfach, damit wird der Huf gereinigt und geschnitten oder, wenn das Tier im Gelände unglücklich auf einen Stein tritt und der Huf splittert, wird er wieder gerade zugeschnitten und kann nicht weiter reißen.

Wie ich lese, sind Sie für ein strenges Waffengesetz. Ich selbst bin seit rund 25 Jahren Sportschütze und jage regelmäßig im Ausland. Bisher hat mich nur die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen meines Wehrdienstes dazu angehalten, auf Menschen zu schießen bzw. dieses zu trainieren.

Ich bin für ein Waffengesetz, dass der Bevölkerung ein hohes Maß an Innerer Sicherheit bietet und gleichzeitig die Freiheit des Einzelnen so wenig wie möglich einschränkt.

Ferner bin ich für ein europaweit möglichst einheitliches Waffengesetz, dass verhindert, dass Kriminelle über die offenen Grenzen verbotene Gegenstände weitgehend unbehelligt schmuggeln können, die gesetzestreuen Bürgern verwehrt sind (Z.B. die dort erlaubnisfreien Schalldämpfer aus Frankreich).

Wie ich feststelle, gelingt es anscheinend in anderen Europäischen Staaten durchaus; ein liberales Waffengesetz und eine niedrige Kriminalitätsrate sind also durchaus miteinander zu vereinbaren.

Die vielen Beispiele kennen Sie sehr wohl; ich erspare sie Ihnen und mir an dieser Stelle.

Mit dem neuen Waffengesetz haben Sie wieder einmal am genauen Gegenteil des Sinnvollen mitgewirkt; neue unüberprüfbare Verbote werden geschaffen und Bestimmungen entgegen dem Rat der eigenen Experten getroffen.

Sagen die Auswertungen der Polizei nicht ganz klar, dass für Gewaltverbrechen üblicherweise keine bestimmten Waffen, sondern Gegenstände, die gerade greifbar sind, verwendet werden ?

Also viel eher Schraubenzieher, Glasflaschen und andere missbrauchte Gegenstände aller Art als Kampf-, Klapp- oder sonstige Messer, die Sie als gefährlich deuten.

Aber Sie haben durchaus recht, wenn Sie den staatlichen bezahlten Experten misstrauen. Wer kann schon sagen, ob diese Statistiken nicht ebenso falsch sind wie seinerzeit die legendären Vermittlungszahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Nein, Sie haben kein Taschenmesser im Hosensack und deswegen muss auch niemand sonst eines dabei haben. Die Kriminellen werden sich schon daran halten, nicht wahr?

Besonders interessant finde ich Ihre Ausführungen zur Kriminalität bei Jugendlichen. Sie führen aus, dass Sie einerseits allen Bürger das Führen verschiedener, von Ihnen als gefährlich eingestufter Gegenstände verbieten wollen um damit zu verhindern, dass Jugendliche diese zu Gewalttaten missbrauchen.

Gleichzeitig sprechen Sie sich gegen eine härtere Bestrafung der gewalttätigen kriminellen Jugendlichen aus.

Mir scheint das weder verhältnismäßig noch schlüssig noch haben Sie irgendeine Aussicht auf Erfolg.

In den letzten Tagen habe ich mit einer ganzen Anzahl verschiedener Vertreter der Exekutive zu diesem Thema gesprochen.

Man hat mir durchgängig zu verstehen gegeben, dass man dieses neue „Messerführverbot“ weder durchsetzen könne noch wolle. Man hoffe damit aber, in „gefährdeten Bereichen“ gegen „verdächtige Personen“ besser vorgehen zu können und behalte sich in diesen Fällen eine Durchsetzung des Verbotes vor.

Das finde ich sehr spannend! Was, wenn nicht das, ist Despotenwillkür?

„Ich verbiete das Führen von Messern generell und bestrafe es aber nur, wenn es mir gerade gefällt!“

Und während es in Deutschland eine gigantische Menge von Problemen zu lösen gäbe (zum Beispiel den immer weiter um sich greifenden Missbrauch von immer gefährlicheren Drogen auch durch Jugendliche, die gigantische Größenordnung von illegalem Hanf-Anbau gerade in NRW oder die Tatsache, dass man „Drogenzubehör“ aller Art inzwischen in den unzähligen „Headshops“ offen feilgehalten wird und somit erst zum Drogenkonsum anstiftet) schnüffelt Ihre Exekutive keinen Stoff, sondern in meiner Sacktasche nach meinem Messer und schaut, ob es sich denn nicht auch nur mit einer Hand öffnen lässt.

Natürlich nur, wenn sie nicht gerade einem Kind seine Erbsenpistole wegnehmen muss ….

„Ihr Narren, die ihr im Hosensack sucht
Dort werdet ihr nichts entdecken
Die Kontrabande die mit mir reist
Die hab ich im Kopfe stecken.“

Eine Waffe kann alles sein:

Ein Stein, eine (Eisen-, Holz, Kunststoff-) Stange, ein Spazierstock, ein Socken mit einem Stein oder einem Stück Seife, eine abgebrochene Glasstange, eine Stricknadel, ein Mobiltelefon, ein Aktenkoffer.

Im asiatisch-stämmigen Kampfsport werden bis heute verschiedenen antiken Gebrauchs-gegenständen nachempfundene Geräte verwendet, die aufgrund des damaligen Totalwaffenverbots zur Verteidigung zweckentfremdet wurden.

Ich weiß bis heute, wie man improvisierten Sprengstoff herstellt, eine Minenfalle baut oder einen Hinterhalt legt. Hab ich mal bei der Bundeswehr gelernt. Genau genommen bin ich eigentlich ein gefährlicher Gegenstand, eine Art lebende Bombenbauanleitung …..

Sie erreichen mit Ihren – inzwischen auch reichlich lächerlichen – Verboten nichts, ausser das immer klarer zu erkennen ist, wie überfordert und hilflos die Berufspolitik der Realität gegenüber steht.

Aber Sie haben schon recht, Herr Dr. Wiefelspütz – Sie sind kein Reiter und Sie haben auch sonst kein Messer einstecken. Warum sollte ich also eines haben?

Ich habe bisher nie ein Messer dabei gehabt. Für mich als Berufsanzugträger ist das eher unpraktisch. Seit wenigen Tagen führe ich ein Tanto-Messer mit einer Klingenlänge von 32 cm bei mir und habe meine Freunde und Bekannten aufgefordert, die auch zu tun.

Das ist nämlich – noch – ganz legal.

Und sobald das neue Recht gilt, steige ich auf eine kürzere Version um, die ganz genau die erlaubte Länge hat ….

Ach, ja, ich wohne am Waldrand und an unserem Haus vorbei laufen im Herbst viele Menschen zum Pilze suchen.

Da werde ich diesen Herbst mal regelmäßig bei der Polizei anrufen, dass die sich da mal um eine Überwachung kümmern.

Abschließend wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag und in Zukunft eine glückliche Hand für Ihre politischen Entscheidungen.

Für Gott, Familie und Vaterland.

Auch hier gilt: Falls eine Antwort kommt, wird sie veröffentlicht.

Topics: Parteien, Waffenrecht | 4 Kommentare »

4 Kommentare to “Brief an Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD)”

  1. hab'ich meint:
    28.Februar 2008 at 22:16

    Na der wird zu faul sein das überhaupt zu lesen. Viel sinnvoller wäre eine Demo vor dem Bundestag, aber in Deutschland wohl Fehlanzeige

  2. Jakob Siebenpfeifer Junior meint:
    29.Februar 2008 at 15:54

    Klasse Brief, könnte glatt von mir sein. Wird aber wohl auch nichts helfen ….

  3. Stefan Weber meint:
    24.März 2008 at 07:55

    Der Versuch, Herrn Dr. Wiefelspütz zu „belehren“, ist leider vergeblich – dagegen verwahrt er sich immer wieder mit Nachdruck. Schließlich sind wir alle nur einfache Bürger, während er vom Volk gewählt ist. Wir haben uns gerade kürzlich etwas ausführlicher mit dem Herrn befasst – eine Sammlung der „Highlights“ findet sich unter:

    http://www.spd-watch.de/2008/03/auf-die-finger-geschaut-dieter-wiefelspuetz/

  4. hendrik meint:
    27.August 2008 at 10:25

    Dieser Brief argumentiert leider nicht weniger polemisch und unsachlich als Herr Wiefelspütz selber.

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