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Die Angst, mit 86 früh zu sterben
Von Benedikt Krainz | 27.März 2018
In den USA fanden am vergangenen Wochenende Proteste gegen die angeblich so laxen Waffengesetze statt, auch die deutschen Medien berichteten sehr umfangreich darüber. Wie nicht anders zu erwarten, versuchen auch hierzulande geneigte Kreise, im Kielwasser der aktuellen Antiwaffenhysterie ihre Verbotsforderungen zu platzieren und die Nicht-Waffenbesitzer vor den Gefahren durch Waffenbesitzer zu verängstigen.
Wohl wissend, dass Deutschland kein Problem mit Schusswaffen hat. Nicht mit den 5,6 Millionen legal besessenen und auch nicht mit den geschätzt 20 Millionen illegalen, erlaubnispflichtigen Schusswaffen hierzulande.
Wenn Deutschland aber ein Problem hat, dann mit der schlecht entwickelten bis schlichtweg nicht vorhandenen Risikokompetenz der Bevölkerung.
Man fürchtet sich ja nicht nur vor Schusswaffen. Man fürchtet sich vor Zucker, vor Fett, vor Kohlenhydraten, vor Eiweiß, vor Glukose, vor Laktose, vor Acrylamid, vor Gluten, vor Zuckeraustauschstoffen. Man fürchtet sich vor Kohlendioxid, vor Feinstaub, vor Glyphosat, vor Nitrat, vor Funkmaststrahlung, vor Elektrosmog und vor Kernernergie sowieso.
Scheinbar haben diese hysterischen Alarmismusmeldungen mit ihren täglich durchs Dorf getriebenen Säuen (Mimimi, Schweinefleisch ist total ungesund!) aber positive Auswirkungen aufs allgemeine Wohlbefinden:
Die entsprechend dauerverängstigten Bürger, deren größtes Sorge es ist, zu früh und nicht bei allerbester Gesundheit zu sterben, werden immer älter!
Ein neugeborener Junge kann im Schnitt 78 Jahre und vier Monate alt werden. Mädchen können mit einem Alter von 83 Jahren und zwei Monaten rechnen (…) wer in Deutschland als Mann die Schwelle von 65 Jahren erreicht hat, kann statistisch gesehen dann noch weitere 17 Jahre und zehn Monate leben. Für 65-jährige Frauen ergeben sich statistisch 21 weitere Lebensjahre.
Blöd ist eben nur, dass mit jedem weiteren erreichten Lebensjahr das Risiko steigt, Krankheiten zu erleiden, deren Ausbruch man noch vor ein paar Jahrzehnten gar nicht mehr erlebt hätte. Auch die enormen Fortschritte in der Diagnostik sorgen nun dafür, dass man zwar womöglich unter den gleichen Krankheiten wie die Altvorderen leidet, diese aber gar nicht wussten, dass sie krank sind.
Der größte Nachteil der längeren Lebenserwartung ist, dass man nun noch ein paar Jahre länger jeden Tag hören, sehen oder lesen muss, was uns alles einen frühen Tod bescheren könne.
Das ist aber wieder von Vorteil für die Panikmache-Profiteure. Ihre Zielgruppe steht länger zur Verfügung und sie können selbst 86-Jährigen noch Angst machen, dass sie viel zu früh an irgend etwas sterben müssen. Zum Beispiel an einem Schuss aus einer „Sportmordwaffe“. Immerhin werden angeblich jährlich bis zu acht von ungefähr 82.000.000 Bundesbürgern durch eine solche Schusswaffe getötet.
Damit besteht, statistisch gesehen, für jeden heute lebenden Bundesbürger die realistische Möglichkeit, innerhalb der nächsten zehn Millionen Jahre selbst zu einem Sportmordwaffen-Opfer zu werden. Sofern man vorher nicht an Feinstaub erstickt oder von Elektrosmog gegrillt wird.
Höchste Zeit, anzufangen, sich zu fürchten.
Foto: pixabay.com
Topics: Volksverdummung, Waffenrecht, Weltverbesserer | Kommentare deaktiviert für Die Angst, mit 86 früh zu sterben
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