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Aktualisiert: Deutschland sucht den Waffen-Narr
Von Benedikt Krainz | 8.Februar 2011
Letzte Aktualisierung: 10.10.2012
Noch nie war es so leicht, ein „Superstar“ zu werden, wie heute. Gegen dünne Piepsstimmchen hilft ausgefeilte Elektronik, ein paar hippe Tanzschritte lassen sich auch trampelfüßigen Grobmotorikern beibringen und ein Heer von Stylisten, Visagisten und sonstigen …isten sorgt auch noch für ein mehr oder weniger ansprechendes bzw. interessantes Äußeres und die persönliche Note. Fertig ist der Superstar.
Also ungefähr so, als wenn ich meinen bald 15 Jahre alten 90 PS-Automatik-Tigra neu lackieren lasse, dicke Schlappen aufziehe, zwei große Plüschwürfel an den Innenspiegel hänge und dann davon träume, dass ich nun einen Supersportwagen fahre, der in einem Atemzug mit Maserati & Co. genannt wird.
Ähnlich inflationär wie vom „Superstar“ wird hierzulande vom „Waffennarr“ gesprochen und geschrieben. Hier werden an den potenziellen Waffennarr-Aspiranten von den Medien noch weniger Ansprüche gestellt, als an seine Superstar-Kollegen von der singenden Zunft. Nicht mal scharfe Waffen muss der „Waffennarr“ besitzen.
Wie auf tz-online zum Beispiel.
Wie sich herausstellte, hatte er ein wahres Lager an scharfer Munition zuhause. Und das obwohl er keine Waffen mehr besitzen darf.
2010 waren dem Germeringer alle Waffen entzogen worden. Trotzdem hortete der 46-Jährige diverse verbotene Gegenstände bei sich. Die Polizei fand bei dem Mann ein Luftgewehr, mehrere hundert Schuss scharfer Munition, mehrere tausend Schuss Luftgewehrmunition, pyrotechnische Gegenstände, mehrere Zünder und eine Handgranate, die aber nicht funktionsfähig war.
Soweit man das auf dem Foto erkennen kann, besteht die Waffensammlung des Waffennarren aus genau einem Knicklauf-Luftgewehr. Genau so frei ab 18 Jahren erwerbbar, wie die zu „Zündern“ hochstilisierten Zündhütchen. Das in Diaboloform gepresste Weichblei ist im waffenrechtlichen Sinn keine Munition und unterliegt überhaupt keiner Erwerbsbeschränkung. Auch die Deko-Handgranate unterliegt ähnlichen Restriktionen wie Flokati-Teppiche, Lavalampen oder Filly-Fairy-Pferdchen.
„Verboten“, außer besoffen vom Balkon zu ballern natürlich, waren im Sinne von unerlaubtem Besitz hauptsächlich die scharfen Patronen, für die der „Waffennarr“ aber offenbar keine Abschussvorrichtung besaß. Der meiste andere Krempel auf dem Foto dient offenbar nur dazu, die fehlende Masse der tatsächlich verbotenen Artikel schön zu dekorieren und als mehr erscheinen zu lassen, als tatsächlich da ist.
Besoffene Vollidioten und mehr Schein als sein – vermeintliche Waffennarren und vermeintliche Superstars haben in Deutschland doch mehr gemeinsam, als man denkt.
Ergänzung 20.01.2011 / DSDWN-Kandidat Nr. 2:
„Bundespolizei nimmt Waffennarr am Bahnhof fest“ (Besoffener hantierte mit Gaser in Bahn)
und gleich DSDWN-Kandidat Nr. 3:
Samuraischwertschwinger-Waffennarr
Immerhin hat er, im Gegensatz zu Kandidat Nr. 2, nicht nur eine Schreckschusspistole. Nein, sein furchteregendes Arsenal umfasst viel mehr:
Die zu Hilfe gerufenen Polizisten stellten in der Wohnung des Mannes zahlreiche Hieb- und Stichwaffen, einen Totschläger sowie eine Schreckschusswaffe und eine Armbrust sicher.
30.01.2011:
Kandidat Nr. 4, auch bekannt als Pulver-Kurt, scheint wenigstens vollumfänglich die Minimalanforderung an einen „echten“ Waffen-Narren zu erfüllen:
Der Schreck steckt vielen noch in den Gliedern. Von dem Pulverfass, auf dem sie jahrelang saßen, will keiner etwas geahnt haben, zumindest nichts dazu sagen. Den 62-jährigen Frührentner Kurt N. aus Hundsbach, dem das Waffenarsenal in einer Becherbacher Scheune gehörte, kennen die meisten als „Pulver-Kurt“ und beschreiben ihn als sympathisch und hilfsbereit.
Dies bestätigt der erste Beigeordnete von Hundsbach, Joachim Heib. Er schilderte den Rentner als „völlig unauffällig, ganz normal“. Lediglich sein „Militärtick“ sei bekannt gewesen. Nach den Waffen- und Sprengstoff-Funden sei das ganze Dorf jetzt „wie paralysiert“.
31.01.2011:
Und auch unser Kandidat Nr. 5 scheint tatsächlich ein echter und nicht nur ein Anscheins-Waffennarr zu sein. Welt Online titelt:
Schon wieder privates Waffenarsenal entdeckt
Die Kripo hat bei einem Waffennarren in Amberg in der Oberpfalz ein ganzes Arsenal mit 38 teilweise geladenen Schusswaffen sichergestellt.
In Amberg sichergestellte Waffen Der 43-Jährige aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach hatte neben Gewehren, Revolvern und Pistolen auch zwei Maschinenpistolen, zwei Armbrüste, 1,6 Kilogramm Schwarzpulver und tausende Schuss Munition im Haus. Weiter wurden fünf Schalldämpfer, ein Nachtsichtgerät und ein Schießstock beschlagnahmt.
Nicht schlecht, das dürfte einer der DSDWN-Favoriten sein!
Und wieder hats einen „Waffennarr“ auf unsere Kandidatenliste gespült. Ob es sich bei Nummer sechs nun um einen echten oder einen Anscheinswaffennarre handelt, ist allerdings noch nicht geklärt. Die Sächsiche Zeitung tickert:
„Wir wissen noch nicht, ob die Waffen schussfähig sind oder ob es sich um Replikate handelt. Das müssen wir nun untersuchen“, sagte Polizeisprecher Marko Laske.
Na, da sind wir ja mal gespannt.
Hauptsächlich in die Kategorie „Krempel“ dürfte das Arsenal von Waffennarr-Kandidat Nr. 7 einzuordnen sein:
Wenig Masse, schon gar keine Klasse. Für den DSDWN-Favoritenkreis reicht das leider nicht.
Immerhin eine unerlaubt besessene, WBK-Pflichtige Doppelflinte und Schwarzpulver reichten aus, damit das Schwabacher Tageblatt unsere Startnummer acht zum Waffen-Narren kürt:
Ein bisschen ahnungslos gab sich der 47-Jährige, der bis vor kurzem noch in Abenberg gewohnt hatte, vor dem Amtsgericht Schwabach schon. „Ich wusste nichts vom Rückbau der Flinte“, sagte er. Das Gewehr habe er bereits vor 20 Jahren bei einer Western-Veranstaltung gekauft und bei derartigen Festen auch dabei gehabt, räumte er im Gerichtssaal ein. Das Schwarzpulver, das Polizeibeamte bei ihm fanden, „stammte noch von früher“, nuschelte der Mann. Er habe es für die Vorderlader im Schützenverein abgefüllt.
Nichts für ungut, aber für einen Waffen-Narr ist das doch ein bisschen wenig und die Chance auf den Titel ist entsprechend gering.
Nach langer Pause gehts weiter am 10.10.2012 mit dem Kandidaten aus Langenhorn:
Dort wurde ein „schockierender Fund“ gemacht. Wer bei „schockierend“ nun etwa an sieben kopflose Leichen, Bikinifotos von Uschi Glas oder wenigstens an ein neues Gedicht von Günni Grass dachte – weit gefehlt!
Böller, Messer, Wurfsterne und Erbsenpistolen vom Polenmarkt, ein paar Gaser. Immerhin je eine Schachtel 9 x 19 und Slugs im Kal. 12, dazu 200 Schuss KK-Murmeln. Auch könnten die Skorpion-Maschinenpistole und der Umarex/Walther M4 Kleinkaliber-Selbstlader scharf sein. Würde letzteres sich bestätigen, wäre das immerhin ein vorderer Platz im „Waffennarr“-Contest. Ein möglicher Sieg wurde durch den hohen Schrottanteil verspielt.
Topics: Allgemein, Justiz, Medien, Waffenrecht | 6 Kommentare »
20.Januar 2011 at 19:59
Dazu gehört fällt mir meine Recherche im April 2010 ein. Im Internet hatte ich für den Zeitraum von 1 Woche nach Verstößen gegen das Waffengesetz gesucht und vieles gefunden, hauptsächlich Pressemeldungen von der Polizei.
Haftbefehl vollstreckt – Drogen, Sprengstoff und Waffen gefunden
Drogen: zwei Dutzend Szenetütchen mit Betäubungsmitteln
Sprengstoff: Polenböller
Waffen: Schlagring und zwei verbotene Messer
https://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/160678/index.html
Waffen und Drogen gefunden
Waffen: vier Schlagringe und sechs Wurfsterne und elf sogenannte Einhandmesser, die ebenfalls sichergestellt wurden
http://www.chiemgau-online.de/portal/regioticker_rtid,6496.html
Jahresbericht 2009 – Schleierfahndung: 99 Verstöße nach dem Waffengesetz
Bei der verdachtsunabhängigen Schleierkontrolle kam es zu 99 Feststellungen nach dem Waffengesetz. Sichergestellt wurden Schlagringe, Stahlruten, Würgehölzer und verbotene Messer verschiedener Ausführungen. …Bei den sichergestellten Waffen handelte es sich überwiegend um Gas-, Schreckschuss- und Softairwaffen. Die gefährlichen Gegenstände lagen teilweise griffbereit im Handschuhfach, der Fahrertür oder im Kofferraum.
http://www.polizei.bayern.de/oberpfalz/news/presse/aktuell/index.html/113275
Und so geht es weiter – wie hier beschrieben.
Interessant war an der Recherche, dass sich kaum Meldungen mit legalen oder illegalen Schusswaffen darunter befanden, sondern Wurfstern, Baseballschläger, Einhandmesser, Schreckschusspistolen u.ä. Immer wieder hob die Polzei hervor, dass sie ein großes Waffenlager ausgehoben hat, sowie Ermittlungsverfahren und Haftbefehle ausgestellt hat. In allen recherchierten Fälle dieser Woche gab es keine Opfer, keine Gewalttaten, nur Funde anlässlich einer Überprüfung (Verkehrskontrolle, Grenzkontrolle oder aufgrund einer Anzeige eines besorgten Nachbarns)
Nichtsdestotrotz gehen sämtliche Vorfälle in die Statistik der Waffengesetzverstöße ein.
Wer die gesamte Recherche sehen möchte: WO-Suche nach „triebel verstoß“
11.Februar 2011 at 20:24
Schön zu lesen „Schleierfahndung“ haben Bullen und
Zoll nichts anderes zu tun, die Typen sollten mal hart arbeiten, am besten im Steinbruch…!
13.Februar 2011 at 08:17
Ich dachte immer, ihr Deutschen seid intelligenter als wir Schweizer.
Aber ich sehe, auch ihr habt grüne und rote, welche Waffen verbieten weil diese „töten“.
Weshalb verbieten wir nicht Politiker….. die töten ja auch, wenn Sie Menschen in den Krieg schicken……
28.September 2011 at 12:26
Klasse gemacht! Luftgewehre, Dekomuni, Polenböller.
Wenn die Gutmenschlichen Rorkrepierer aus BRDusseligen Landen mal auf ner Militariamesse mit nen paar zugelöteten WW II Schießeisen nen hübsches Stilleben fabrizieren würden , wäre das als Stilblüte sogar glaubwürdig.
Die Zeichen sind deutlich: Den Polit-Verbrechern steht das Wasser schon Oberkannte Unterlippe.
Ansonsten würden die nicht nach jeden Strohhalm greifen um Legalwaffenbesitzer mit Dreck zu bewerfen.
23.April 2014 at 17:33
Naja,
alle, die gerne schiessen, sind brutal, dumm oder beides.?
Komisch, ich mag schiessen, habe Kinder und bin stundierter???
Selbsternannte Gutmenschen: Ihr mögt mehr auf dem Kerbholz haben als die meisten Legalwaffenbesitzer.
Ich warte nur auf dem Tag, wo ich mit einer Wasserpistole in der Hand verhaftet werde.
Unfreiheit kommt, gesunder Menschneverstand geht.
Mesch, Leute, denkt doch mal nach:
Rauchen, Drogen und sogar Autofahren tötet 10000 mal mehr!.
Gruß euer evtl. doch nicht ganz so dummer.
WerbeWolf@Gmx.De
9.Juni 2014 at 09:59
Leider ist Deutschland sehr hart mit dem Waffengesetzt 🙁
Das LKA 5 ( Staatsschutz ) hat mir auch meine Waffen weggenommen sowie eine Rohrbombe und eine Patrone im Kaliber .12
Das krasseste ist dass die sogar Sachen wie Macheten, Äxte, Gaspistolen,Sturmhaube,2 Beschusshemmende Westen mit genommen haben …..und bis heute habe ich nie wieder etwas von meinen Sachen gehört ….wurden bestimmt schon eingeschmolzen 🙁