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"Richtig glücklich ist ein Grüner erst, wenn er anderen etwas verbieten kann."

Wiglaf Droste

 


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Morgens, halb zehn in Deutschland

Von Benedikt Krainz | 15.März 2018

Gottfried Schwäbli sitzt bei der wohlverdienten Vesper am heimischen Küchentisch und sichtet Kaffee trinkend die Werbebeilagen, die aus der Tageszeitung purzelten.

Plötzlich gefrieren seine Gesichtszüge. Seine Halsschlagader schwillt bedrohlich an, platzende Äderchen färben das ansonsten reine Weiß seiner Augäpfel rosa.

Eine Schusswaffe!

Ungläubig haftet sein Blick auf dem Aldi-Prospekt.

Kann das sein? Gottfried Schwäbli blinzelt mehrfach. Doch er unterliegt keiner Sinnestäuschung.

„Alles, was Spaß macht“ steht da zu lesen. Und darunter prangt es. Unübersehbar. Das Unglaubliche.

Das Foto einer Nerf N-Strike Elite Disruptor! Zum Aktionspreis von 14,99!

Eine halbautomatische Sturmgewehrpistole mit hoher Magazinkapazität, die in schneller Folge großkalibrige Geschosse mit verstärkter Spitze treffsicher über weite Distanzen verschießen kann. Da kann der dunkle Teint des fröhlichen Jungen, der in der Aldi-Werbung mit dem Mordgerät im Anschlag posiert, kein Zufall sein. Zu offensichtlich die zynische Anspielung auf afrikanische Kindersoldaten!

Vor seinem geistigen Auge sieht Gottfried Schwäbli den ihn umgebenden Teil der Zivilisation untergehen. Horden von Kindern, schwer bewaffnet mit Nerf N-Strike Disruptoren, ziehen mordend und brandschatzend durch sein Viertel. Nähern sich seinem Häuschen. Trotz erbittertem, heldenhaften Widerstand der Anwohner der Selbstgerechtigkeitsstraße und dem davon abzweigenden Areal „Zur rechten Gesinnung“. Doch die aus Singen und Klatschen bestehende Verteidigungslinie bricht unter dem massiven, brutalen Nerf-Dauerfeuer schnell zusammen.

Nur Giselher Grünle, Veteran zahlreicher Anti-Pershing-2-Demos und gestählt vom Stuttgart-21-Protest, vermag den anrückenden Horden wenigstens einige Verluste zuzufügen. Doch sein Vorrat an Plaketten und Skulpturen, die er in seinem nimmermüden Kampf für das Gute einsammeln konnte und die nun als Wurfgeschosse dienen, hält nicht ewig. Giselher fällt. „Es lebe der Juchtenkäfer!“ sind seine letzten Worte.

Erst der Gedanke, ob „Er kämpfte bis zum letzten Zivilcouragepreis“ eine würdige Inschrift auf dem Grabstein seines den hypothetischen Heldentot gestorbenen Freundes Giselher wäre, reißt Gottfried Schwäbli abrupt aus seinem Alptraum und zurück in die Gegenwart.

Gottfried Schwäbli ist nun hellwach.

Gottfried Schwäbli weiß, was zu tun ist.

Gottfried Schwäbli handelt, wenn alle andere betreten schweigen.

Gottfried Schwäbli greift zum Telefon und wählt die Nummer der Lokalredaktion seiner Tageszeitung.

Gottfried Schwäbli berichtet dem zuständigen Redakteur, welchen Skandal er da gerade aufgedeckt hat.

Gottfried Schwäbli belehrt den Redakteur über die möglichen Konsequenzen dieser schändlichen Aldi-Offerte. Belehren ist nämlich Gottfried Schwäblis Paradedisziplin. Nichts kann er, der Pädagoge im wohlverdienten Ruhestand, besser.

Gottfried Schwäbli kann es kaum erwarten, am nächsten Tag die Zeitung aus seiner aus nachhaltig gedengeltem Kupferblech gefertigten Zeitungsrolle zu holen.

Und tatsächlich: Er hat es geschafft! Ein Zeitungsartikel über Aldis Angebotsbroschüre und die furchtbare Waffe. Mit seinem Namen darin! Gottfried Schwäbli hat sie im Alleingang geknackt, die unheilige Schweigeallianz von Medien und Handelskonzernen!

Gottfried Schwäbli ist glücklich. Wieder verliert er sich in Gedanken. Wird sein Telefon den vielen tausend zu erwartenden Anrufe dankbarer Mütter, die er vor einem Kauf bei Aldi bewahrte, stand halten? In welche Talkshow soll er zuerst gehen, wenn er eingeladen wird? Maischberger? Illner? Oder doch lieber zu Will? Was zieht man an, wenn einem der Minischterpräsident, wie einst seinem Freund und Vorbild Giselher Grünle, einen Preis für zivilgesellschaftliches Engagement überreicht? Wieviel kann man den „Bild“-Reportern, die sicherlich sein Haus bald belagern werden, für die Exklusivstory abknöpfen? Wie wird er mit dem bevorstehenden Ruhm umgehen? Langsam gleitet Gottfried wieder aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurück.

In einer anderen Zeitung hat ein anderer besorgter Bürger und Bedenkenträger genau den gleichen Skandal thematisiert. Jetzt ist Gottfried erst einmal gespannt, wie dort die Reaktionen der Leser und Eltern ausfallen.

Genau wie ich. Und nachzulesen hier und hier.

Screenshot: www.schwaebische.de

Topics: Satire, Weltverbesserer | 5 Kommentare »

5 Kommentare to “Morgens, halb zehn in Deutschland”

  1. Karl Müller meint:
    15.März 2018 at 16:47

    Ist die Quelle diesen Unfugs schon in fachärztlicher Betreuung?

    Die Frazenbuchkommentare sagen alles….
    Zumal kriminologisch betrachtet natürlich auch solche Spielzeuge die „Normalos“ normal bleiben lassen, nur die ohnehin, also intrinsisch, deviant strukturierten Personen werden davon ggf. auch angezogen. Das liegt aber nicht an dem Gegenstand, sondern an der veritablen Macke die mit dem Krankheitsbild einhergeht.

  2. Gutmenschenhysterie über Aldi | Semper Fidelis meint:
    16.März 2018 at 11:00

    […] http://meinungsterror.de/?p=1348 […]

  3. Grüne: Experten für heiße Luft | meinungsterror.de meint:
    21.März 2018 at 17:52

    […] Lieschen Müllers und Gottfried Schwäblis dieser Republik wird es Angst und Bange, schließlich sind sie immer noch der Meinung, dass das, […]

  4. JÃœRGEN meint:
    22.März 2018 at 10:04

    Wir lachen d´rüber! ;-)) Aber, es gibt wirklich Menschen, die nichts anderes zu tun haben als sich über ein buntes Kinderschiessgewehr aufzuregen! Die finden das jetzt aber total schlimm……… Eigentlich solltet IHR Bunker bauen und preppen! ;-)))))

  5. Egon meint:
    22.März 2018 at 12:58

    Och Menno! Ich hab‘ das Angebot doch glatt übersehen. Jetzt sind die Dinger bestimmt schon ausverkauft. 😉

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