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Neunzig Prozent, also fast die Hälfte…
Von Benedikt Krainz | 25.April 2013
Waffenrechtsverschäfer scheinen nicht nur in Deutschland gewisse Probleme mit der Wahrheit zu haben, auch in den USA lügt man sich die Realität so lange zurecht, bis sie mit dem eigenen Weltbild kompatibel ist.
So vernimmt man laut dieser AFP-Meldung aus dem Weißen Haus:
Das Weiße Haus hat eine „zweite Runde“ im Streit um eine Reform der Waffengesetze angekündigt. Das Scheitern der Reformpläne von US-Präsident Barack Obama im Senat sei nicht das Ende, sagte sein Sprecher Jay Carney. Neunzig Prozent der Bevölkerung seien für die geplante Ausweitung der Ãœberprüfung von Waffenkäufern gewesen, doch eine Minderheit an Senatoren habe eine Reform verhindert.
Unmittelbar nach dem Newtown-Massaker und unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder waren sicherlich 90 Prozent der Amerikaner für schärfere Gesetze, wer wollte es ihnen verdenken. Doch das Land ist schneller wieder zur Besinnung gekommen, als es Obama, Feinstein, Bloomberg oder Piers Morgan in den Kram passt.
Bereits am 23. April konnte man auf USA Today lesen:
Americans are more narrowly divided on the issue than in recent months, and backing for a bill has slipped below 50%, the poll finds. By 49%-45%, those surveyed favor Congress passing a new gun-control law. In an NBC/Wall Street Journal poll in early April, 55% had backed a stricter gun law, which was down from 61% in February.
Damit sind von den 90-Prozent-Umfragewerten, die von den US-Demokraten und deutschen Medien bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit als Beleg für Volkes Wille zitiert werden, binnen weniger Wochen höchstens noch die Hälfte übrig geblieben. Und wie es aussieht, ist die Tendenz weiter fallend.
Auch noch so abscheuchliche Taten dürfen, so lange es sich um genau so spektakuläre wie seltene, extreme Einzelfälle handelt, nicht das Maß der Dinge bei der Gesetzgebung sein. Die Volksseele kocht nicht nur nach Newtown, auch hier bei uns gab es nach feigen Morden an Kindern sicherlich schon Umfragemehrheiten für die Wiedereinführung der Todesstrafe oder die Zulassung harter Verhörmethoden, um Entführer zur Preisgabe ihres Versteckes zu zwingen.
Letztendlich hat man sich aber nicht spontanen Impulsen hingegeben und sich nicht vom Extrem treiben lassen. Und das ist gut so.
Man darf allerdings gespannt sein, wie die Obama-Administration agieren wird, wenn aus der ehemals deutlichen Umfrage-Zustimmung eine ebenso deutliche Ablehnung wird. Ob man sich dann immer noch der Umfrage-Mehrheit verpflichtet fühlt?
Vermutlich eher nicht.
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